Unterwegs

Dieses Jahr mache ich mich erst im Juni auf den Weg in die Webergegend. Ich habe bei meinem letzten Besuch vor sechs Monaten viel bestellt und mein Lager ist noch ziemlich voll. So kann ich mich jetzt schon um die Winterkollektion kümmern, habe genügend Zeit um meine Produzenten in Ruhe zu besuchen und mich weiter mit ihnen auszutauschen.
Unterdessen kenne ich die Gegend ziemlich gut. Ich weiss wo es die besten Pides gibt, wo man gut übernachten kann (und wo lieber nicht…), wo joggen gehen, wo die Strasse schlecht markiert ist und beim Autoverleih kennen sie mich unterdessen auch schon.

Es ist schön um um diese Jahreszeit herzukommen, die Natur ist fortgeschritten und viele Blumen blühen.

Wobei das Wetter auch hier, wie an vielen Orten auf der Welt, seine Kapriolen macht und nicht der Saison entsprechend ist. Es war bis anhin kühler als sonst und hat viel geregnet. Das Glück steht mir bei, denn wäre ich 2 Tage früher gekommen, dann wäre ich wohl auf dem Weg in einer der Überschwemmungen steckengeblieben. Es hat innert kurzer Zeit so viel geregnet, dass es zu Sturzbächen auf den Strassen gekommen ist. Man sieht dies am Schlamm an, der an gewissen Orten noch herumliegt. Es ist gerade angenehm warm aber noch nicht so stechend heiss, wie es hier in den Sommermonaten wird.

Erster Besuch

Zuerst besuche ich die Produzenten treat you’s Engea Linie. Ich bin sehr zufrieden mit der Qualität der Pestemals und der Bademäntel. Der Stoff ist widerstandsfähig und angenehm weich.

Sie haben als Familienbetrieb eine eigene kleine Produktion im Ort mit zwei automatischen Webstühlen und einem halbautomatischen Webstuhl. Wir frühstücken alle zusammen und tauschen die letzten Neuigkeiten aus.

Gerade heute fällt der Kurs der Lira wieder drastisch. Für die Leute hier ist das besorgniserregend, denn der Einkauf handelt über Euro und Dollar ab, die Löhne sinken so weiter und die Margen werden kleiner. Verzögert werden Nahrungsmittel, Gas, Elektrizität und Benzin noch teurer, da es oft Güter sind die importiert werden, oder an importierte Güter gebunden sind.

Dogan kommt auch vorbei, er ist ein guter Freund der Familie und trinkt oft Tee mit ihnen. Ich habe ihn bei meinen letzten beiden Besuchen in seinem Atelier treffen können wo er an seinen beiden Webstühlen Tücher und Schals webt. Er bessert so sein niedriges Pensionsgehalt auf und ich kaufe auch einige seiner Produkte ein.

Aktuelles der Buldanstiftung

Weiter geht es zum Geleyli Café, wo die Mitglieder der Buldanstiftung emsig am arbeiten sind. Sie koordinieren neue Projekte und Events, um für ihren guten Zweck, jungen Frauen ein Studium zu ermöglichen, Spenden zu sammeln. Zur Zeit unterstützen sie 100 Studentinnen. Das ist eine tolle Leistung in Anbetracht dass die Stiftung ihre Aktivitäten erst vor 7 Jahren aufgenommen hat.

Wegen des verheerenden Erdbeben vom Februar in der Osttürkei haben die Mitglieder an verschiedenen Wohltätigkeitsprojekten teilgenommen um Computer und Stipendien an Studentinnen in der betroffenen Gegend zu spenden. Sie unterstützen Studentinnen den Fakultäten: Architektur,  Geotechnik und Bauningenieurwesen.

Dieses Projekt ist auf der internationalen Spendenplattform globalgiving.org unter dem Namen „Rebuild Hope“ gelistet. Ihr anderes Projekt „Education is Power„, das treat you mit einem Teil des Erlöses der Verkäufe unterstützt, ist dort auch immer noch aktiv.

Die Mitglieder der Stiftung sammeln Spenden durch Sportveranstaltungen wie das Bosphorus Schwimmrennen und Marathons in  Istanbul, Antalya und neu in Amsterdam. Unterdessen haben sie ein breites Arsenal an Sportler und Sportlerinnen, die sie für ihren guten Zweck begeistern konnten. Mittels der Plattform Adim Adim sammeln sie an den jeweiligen Veranstaltungen Spenden für die Stiftung.

Ein weiteres Highlight ist der bestanden Masterabschluss von Hatice in Finanzen und Wirtschaft. Wir erfahren die frohe Botschaft just an diesem Tag und brechen in lautstarken Jubel und Glückwünsche aus.

Fatma

Weiter stehen meine Besuche bei Fatma und Ibrahim an. Fatma webt treat you’s schöne Agatha handgemachten Pestemals in ihrem Atelier am Handwebstuhl. In in letzter Zeit ist sie allerdings sehr in ihren familiären Pflichten eingebunden und hütet regelmässig ihre beiden Grosskinder, damit deren Eltern arbeiten können. Im Ort gibt es private Tagesstätten, aber viele Familien können sich diese nicht leisten und so schaut die Grossmutter, oder sonst ein Familienmitglied nach den Kindern.

Ich treffe meine Auswahl der aktuellen und wunderschönen handgemachten Einzelstücke und mache mich auf den Weg zu Ibrahim und seiner Familie.

Ibrahim

Ibrahim restauriert und vergrössert gerade das Familienatelier neben ihrem Haus. Sie sind mitten im Umbau, wo er mit seinem Vater die Bauarbeiter tatkräftig unterstützt. Sie freuen sich, dass die Arbeiten bald fertig sind und es mehr Platz gibt. Unsere letzte Bestellung war gross und die neusten Tücher sind noch nicht lange im Webshop aufgeschaltet. Das originelle Patara Strandtuch, das elegante und weiche Lykia traditionell hergestelltes Pestemal und das Raya Strandtuch mit seinen klassischen, sommerlichen Streifen gehören dazu. Mit Ibrahim’s Familie bin ich nun schon einige Jahre in Kontakt. Es gab in dieser Zeit einige Stolpersteine und Windungen, aber die Mühen haben sich gelohnt, denn im Moment klappt es gut mit den Bestellungen und die Tücher sind toll.

Ibrahims Schwester Tugba ist gerade zu Besuch da. Sie war noch ziemlich klein als ich sie das erste Mal vor 7 Jahren getroffen habe. Sie schliesst bald ihre Mittelschule ab und möchte danach Medizin studieren gehen. Ich wünsche ihr viel Erfolg und bin gespannt wie es weitergeht.

Entspannter Abschluss

Nach einem Rundgang im schönen Ort, mache ich mich auf den Weg ans Meer. Denn ich möchte noch ein paar Tage schwimmen und meine Eindrücke verarbeiten, bevor es in die Hektik von Istanbul geht.

Ein weiteres Plus im Juni in die Türkei zu reisen ist die schon warme Wassertemperatur des Meeres. (Sagen wir mal für meine Verhältnisse. Denn die Türken haben betreffend Temperaturen andere Massstäbe und finden, dass es doch jetzt noch viel zu kühl sei um ans Meer zu fahren.)
Das Wasser ist tatsächlich schön warm und nach dem Bad kann ich mich mit den neu erworbenen Pestemals abtrocknen und darauf an der Sonne entspannen. Ganz so für was sie gemacht sind. Hoşcakal – Auf Wiedersehen- Ich komme gerne wieder einmal im Juni.

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