EIN ERLEBNISREICHER BESUCH IN EINEM TYPISCHEN WEBERDORF
Durch den Erlös vom Verkauf der halbautomatisch hergestellten und handgewobenen Pestemals habe ich einen Betrag gesammelt und wollte ihn nun sinnvoll einsetzen.
Mit Hilfe eines Freundes und der Stadtgemeinde von Denizli (Türkei) sind wir zu der Stiftung buldanvakfi.org gekommen, welche sich für die Bewohner von Buldan einsetzt. Die Stiftung wurde vor zwei Jahren von Meryem Salman und vier engagierten Bewohnerinnen ins Leben gerufen. Buldan Vakfi, auch Buldan Stiftung genannt, ist eine Nichtregierungorganisation (NGO), welche sich für Frauen, junge Erwachsene und ältere Menschen, in den Themenbereichen Bildung und Solidarität in dieser Gegend einsetzt. Nach ein paar Gesprächen, hatte ich ein gutes Gefühl, dass ich diesen Zweck gerne unterstützen wollte.
DIE HAUPTGRÜNDERIN
Meryem ist dort aufgewachsen und nach dem Studium in Istanbul und beruflicher Karriere im In- und Ausland, verbringt sie seit ein paar Jahren wieder vermehrt Zeit in ihrem Heimatdorf. Sie kennt die Mentalität und Bedürfnisse der Bewohner und geht auf wunderbare Art und Weise auf die Leute ein. Aus persönlicher Erfahrung heraus, ist es ihr ein Anliegen den Leuten etwas zu ermöglichen und zurückzugeben.
IDEENAUSTAUSCH
Ich wollte aber auch etwas direkt an die Weberinnen zurückgeben. Lange habe ich mit Meryem darüber gesprochen wie wir das umsetzen können. Es war gar nicht so einfach, denn ich wollte dass die Frauen persönlich etwas davon haben, aber, so wie ich erfahren habe, sind sie es nicht gewohnt sich etwas zu gönnen. Was aber hierzulande immer funktioniert ist geselliges Beisammensein bei einem leckeren Essen…
FRÜHSTÜCK FÜR WEBERINNEN
So organisieren wir ein Frühstück für 17 Weberinnen, an einem wunderschönen Maimorgen im Garten des Geleyli Cafes der Stiftung . Es ist ein unterhaltsamer lustiger Morgen. Es wird gelacht, viel geredet und die Frauen können sich untereinander austauschen. Dabei kann ich auch einige Köstlichkeiten der Region kennenlernen.
SPAZIERGANG DURCH DAS DORF
Danach spazieren wir durch das Weberdorf und besichtigen ein paar Ateliers, wo gewoben, bestickt, und gespult wird.
In diesem Ort spult Özlem die eingekauften Garne auf grössere Rollen auf.
In diesem Atelier werden Pestemals und Schals auf den alten Handwebstühlen, welche noch mit Fusspedal bedient werden hergestellt.
FATMA
Die meisten Weberinnen erlernten ihr Handwerk in jungen Jahren. Fatma hat das Weben erst später für sich entdeckt und an einer öffentlichen Schule erlernt. Jetzt macht sie mit Freude Foulards in ihrem kleinen Atelier. Sie wollte mir das Weben auch beibringen. Das erste Mal am Webstuhl war nicht ganz einfach für mich, aber ich bekam eine gute Vorstellung über das Handweben und wie ein Handwebstuhl funktioniert.
In diesem Bild werden Motive mittels einer automatischen Stickmaschine auf Taschen gestickt.
TEMPORÄRES ATELIER
Zum Schluss haben wir noch ein temporäres Atelier mit mehreren Handwebstühlen besichtigt. Dort finden Kurse rund um die Handwebkunst statt. Diese Kurse werden von einer Versicherung im Rahmen eines unternehmerischen Gesellschaftsverantwortung Projektes gesponsort. Es nehmen 25 Frauen, welche arbeitslos sind daran teil. Es dient ihnen als Motivation etwas Neues zu erlernen und vielleicht auch später in diesem Beruf Fuss zu fassen wie zum Beispiel Fatma.
Gleichzeitig wird das lokale uralte Handwerk weitervermittelt und somit einen Beitrag an die Erhaltung der Tradition geleistet. Nach meinem Blogeintrag: ‘Verliert die Türkei ihre jahrhundertalte Webertradition?’ habe ich mich gefragt ob wohl dieses Handwerk mit der Zeit aussterben wird. Dieses Projekt zeigt dass für die Weitererhaltung der Tradition einen Beitrag geleistet wird.
POSITIVE MELDUNG
Nachdem wir in Europa die letzen Monate sehr viel negative Meldungen aus der Türkei erhalten haben, freue ich mich umso mehr, mit diesem Bericht für eine positive Nachricht aus diesem Land zu sorgen. Es zeigt auf, dass es dort auch Projekte und Menschen gibt, die sich für eine bessere Zukunft für Frauen, Bildung und Erhaltung der traditionellen Webkunst einsetzen.