Die Zeit sich um die neue Sommerkollektion zu kümmern ist wieder gekommen.
Frühling ist eine schöne Saison um in die Türkei zu kommen.
Ich habe Glück mit dem Wetter, es sind warme, sonnige Tage und ich muss mich nicht mit frieren beschäftigen wie auch schon in anderen Jahren.
Wegen hohem Besucheraufkommen durch das Ende des Bayrams konnte ich die Reise nicht in einem Tag bewältigen und bleibe eine Nacht in Istanbul im Stadtteil Kadiköy auf der asiatischen Seite. Der Spruch einer Freundin bewahrheitet sich, dass Kadiköy das neue Taksim ist.. Ein Steinwurf vom Hotel entfernt befinden sich zahlreiche Bars, Restaurants und Cafés wo sich die Leute an einem Samstag Abend vergnügen.
Teezeit bei der Stiftung und beim neuen Bürgermeister
In der Denizli Gegend angekommen, treffe ich mich traditionell zuerst mit Meryem der Gründerin der Buldanvakfi Stiftung um das Neuste zu erfahren. Die Mitglieder der Stiftung haben vor einem Monat am Antalya Marathon teilgenommen um Spenden zu sammeln. Die Stiftung setzt sich ein, jungen Frauen in der Türkei ein Studium zu ermöglichen. Ich höre dass es sehr gut gelaufen sei und sie konnten viele Sportler überzeugen für ihren guten Zweck zu laufen.
Unterdessen haben sie ihr Ziel erreicht 100 Studentinnen ein Stipendium zu ermöglichen. Dieses Jahr werden 30 von ihnen ihr Studium abschliessen, das ist toll!
treat you unterstützt diese Stiftung mit einem Teil des Erlöses der Verkäufe um etwas in die Webergegend zurückzugeben.
Meryem berichtet mir ausserdem erfreut dass ein neuer Bürgermeister im Ort gewählt wurde, der politisch gesehen, mehr geneigt ist sich für Ausbildung einzusetzen.
Ende März haben die Kommunalwahlen in der Türkei stattgefunden und die Opposition ist allgemein wieder auf dem Vormarsch. Das hat sich auch hier so manifestiert.
Ich darf auf einen Besuch mitgehen um den brandneuen Bürgermeister zu seinem neuen Amt zu gratulieren. Die Mitglieder der Stiftung tragen ihr Anliegen vor, er möge sich doch einsetzen dass der Schulbus für alle wieder eingeführt werde, so dass auch die Kinder aus den entlegenen Dörfern wieder einen garantierten Transport zur Schule haben würden. Der öffentliche Verkehr ist hier auf dem Land spärlich entwickelt und in den letzten vier Jahren unter der konservativen Partei wurde nur noch der Schultransport der konservativen/ religiös orientierten Schule unterstützt.
Der Bürgermeister scheint ein offenes Ohr dafür zu haben, ich bin gespannt auf die Umsetzung.
Mittagessen zum zweiten bei Ibrahim
Nach dem Mittagessen im Cafe der Stiftung habe ich mich mit Ibrahims Familie bei ihrem Haus verabredet. Ich habe vergessen, dass sie mich ja immer zum Essen einladen wollen. Nun bereue ich mein Mittagessen bei der Stiftung.
Kaum ein Bissen weniger auf meinem Teller, schöpft die Mutter resolut nach. Da es hier als unhöflich gilt etwas Angebotenes abzulehnen, versuche ich mein Bestes und werde wohl danach den Hügel runter rollen anstatt zu gehen.
Es sind über die Jahre schon einige wunderbare treat you Tücher von Ibrahim und seiner Familie gewoben worden. Zum Beispiel das Oktopus traditionell hergestellte Pestemal, das Lykia Pestemal traditionell hergestellt, das Oktopus Pestemal Set und die Patara Strandtuch Serie.
Der volle Bauch und die plötzliche Wärme machen der Geschwindigkeit meines Gedankenprozesses arg zu schaffen. Nach einigem hin und her Überlegen entscheide ich mich für neue Farbkombinationen mit einem anderen Webmuster. Ich freue mich jetzt schon auf das Ergebnis.
Ihr Atelier ist immer noch im Umbau, da sie rechtliche Probleme mit ihren Bauarbeiten bekommen haben.
Ich hoffe sie können sie bald lösen und sich danach wieder voll auf ihre Produktionen konzentrieren.
Mehr Tee und Essen
Am nächsten Morgen gehe ich zu den Lieferanten der Engea Bademäntel und Tücher. Es ist ein Familienunternehmen im Ort. Sie scheinen guten Mutes zu sein, da ihr Geschäft zu einem grossen Teil auf Export und somit auf Fremdwährungen basiert. Denn die Lira kennt seit Jahren nur einen Weg – nämlich nach unten. Es ist tragisch den Werteverfall der lokalen Währung mitzuverfolgen. Seit Langem ist dies ein Thema und ich frage mich jedes Mal wie die armen Leute ihr Leben noch finanzieren können, bei den fulminanten Preissteigerungen.
Ich trinke mit ihnen wie immer Tee und mache mich daran neue Bademäntel und Tücher auszuwählen. Ihre Produkte haben tolle Qualität.
Am Nachmittag treffe ich mich noch mit Nurai. Sie und ihr Mann haben einen Black Look neben ihrem Haus in einem kleinen Atelier und weben dort die Hamamtücher Nurai.
Sie hat viel Besuch, denn sie macht einen Frauen und Kinder Nachmittag mit ihren Verwandten, wo sie mich auch gerade dazu einlädt. Ich erfahre, dass sie und ihr Mann zur Zeit die Produktion pausieren. ich nehme die letzten Tücher mit, die sie noch hat. Bei ein paar Köstlichkeiten, die Nurai selber gemacht hat und Tee versuche mich mit ihren Verwandten in türkischen Konversation zu üben.
Noch eine Schaffenspause
Am nächsten Morgen treffe ich mich mit Fatma. Von ihr sind die Agatha handgemachtes Pestemals. Auch sie scheint mit dem Weben eine Pause zu machen. Anscheinend hatte sie einen hartnäckigen Husten und der Arzt hat ihr geraten momentan nicht zu weben wegen dem Feinstaubes der dadurch entsteht.
Ausserdem ist sie immer noch voll eingespannt mit Enkelhüten. Die Leute der Region haben die Kita familienintern, da das Kinderhütesystem öffentlich nicht gut ausgebildet und oft auch zu teuer ist. Sie berichtet mir auch, dass die Preise der Fäden so markant gestiegen sind, dass sich das Weben fast nicht mehr lohnt für sie, weil sie die Preise nicht auf die Kunden abwälzen kann, da diese nicht bereit sind viel mehr für ein Tuch zu bezahlen. Ausserdem passiert es oft, dass die Tücher, die auf dem halbautomatischen Webstuhl gewoben werden als handgewoben zu günstigen Preisen verkauft werden. Die unterschiedlichen Produktionsweisen habe ich im Blogbeitrag “über die Produktion der Pestemals” beschrieben.
Ich hoffe, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu weben beginnt. Also geniessen wir ihre wunderschönen Tücher so lange sie noch vorhanden sind.
Sightseeing
am nächsten Tag habe ich noch kurz Zeit um die wunderschöne antike Stadt Laodikeia zu besichtigen. Sie scheint ein wenig im Schatten ihrer berühmten grossen Schwester Hierapolis in Pamukkale zu stehen.
Die uralte Stadt wurde im 3. Jh. v.Chr. von König Antiochus gegründet und nach seiner Frau Laodike benannt.
Ihre Hochblüte hatte sie vom 1.-3. Jh. und 4-6. Jh. Die wichtigste Einnahmequelle der Stadt war der Handel, allem voran der Textilhandel, gefolgt von Marmor, Getreide und Vieh.
Es finden hier immer noch Ausgrabungen beim Theater statt. Die Stadt wurde im 5. Jh und 7. Jh. vollständig von Erdbeben zerstört, daher sind gewisse Teile nicht mehr so gut erhalten.
Die Sonne brutzelt vom Himmel herunter und ich mache mich bald wieder auf den Weg zum Flughafen und in Richtung nach Hause.
Nicht ohne zuerst in aller Ruhe noch einen Tee getrunken zu haben.